Gerade im Winter, wenn es draußen kalt und grau ist und das Licht wesentlich weniger als im Sommer, sind Menschen in der Regel anfälliger für Depressionen. Doch während man lapidar von einer Winterdepression spricht und damit eine Mischung aus Müdigkeit und schlechtem Wetter meint, ist die Lebensrealität von Betroffenen von Akne inversa eine andere.
Menschen, die an Akne inversa leiden, kennen die Folgen der Krankheit – auch die, die man nicht sehen kann. Die Krankheit hat psychische Folgen, die auch ein Grund sind, warum sie so lange so wenig bekannt war. Scham ist eine häufige Reaktion, man “igelt sich ein” und versucht, Wunden und Abszesse selbst zu versorgen. Über Abszesse spricht man nicht, und so verbreitet sich auch das Wissen über Akne inversa sehr langsam. Durchschnittlich vergehen 11 Jahre, bis ein Patient mit Akne inversa diagnostiziert wird. Doch ständige Entzündungen an empfindlichen Stellen des Körpers führen zu einer chronischen Schmerzbelastung. Viele Betroffene leiden daher unter Depressionen, Ängsten und ziehen sich immer weiter von ihren sozialen Kontakten, Freunden und Bekannten zurück. Akne inversa macht einsam, häufig fühlt man sich unverstanden, denn selbst viele Ärzte kennen die Krankheit nicht ausreichend. Viele Patienten werden im Verlauf arbeitsunfähig, geraten in finanziell schwierige Situationen und sehen sich sozial stigmatisiert. Akne inversa ist auch eine Krankheit, die auf Dauer arm machen kann. Alle diese möglichen Begleitumstände und Folgen der Krankheit lassen Betroffene verzweifeln. Immer neue Schmerzen verhindern ein normales Leben.

Die Haut ist das größte Organ des Körpers, Prof. Dr. med. Uwe Gieler von der Universität Gießen (Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie) erklärt den engen Zusammenhang zwischen Psyche und Haut in einem Interview im Ärzteblatt: “Die Haut und das zentrale Nervensystem haben entwicklungsgeschichtlich den gleichen Ursprung – beide bilden sich aus den gleichen Anlagen des Menschen.” Das ist nicht neu, schon Redewendungen wie “das juckt mich nicht” oder “das geht einem unter die Haut” deuten darauf hin.
Hautkrankheiten wie Psoriasis, Neurodermitis, Formen von Akne, Herpes, Kontaktekzeme oder Nesselsucht werden in der Psychologie daher als „psychosomatische Dermatosen” bezeichnet, weil sie von der Psyche beeinflusst werden – aber auch in Gegenzug die Psyche beeinflussen. Stress abzubauen kann helfen, auch die Symptome einer Hautkrankheit zu lindern.

Daher raten wir allen Patienten und Betroffenen von Akne inversa und chronischen Abszessen, bei Depressionen und depressiven Verstimmungen möglichst psychologische Unterstützung zusätzlich zur Behandlung der Acne inversa in Anspruch zu nehmen. Die bei chronischen Patienten mit Schmerzen sehr häufig auftretenden Depressionen können durch einen guten Therapeuten gemildert werden.

Im besten Falle also muss es eine Versorgung für Betroffene von Akne inversa geben, die auch die schweren psychischen Folgen durch die andauernden Schmerzen mitberücksichtigt und therapiert.

Weitere Informationen, Veranstaltungen und Hilfe zur Selbsthilfe finden Sie unter www.shg-haut.de, der größten deutschen Selbsthilfeorganisation zum Thema Haut. Die Selbsthilfegruppe -mullewupp- bietet Rat und Beistand für Betroffene, auch in weiteren Selbsthilfeorganisationen wie der Akneinversaselbsthilfe (Facebook) finden Sie Unterstützung und Möglichkeiten zum Austausch.